Vorgesetzte und Kollegen erwarten von Mitarbeitern im Urlaub Erreichbarkeit. Die Akzeptanz dafür steigt, der Erholungswert sinkt.
Die Füße im Sand, vor sich das Meer, dazu das sanfte Rauschen der Palmen im Wind und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut – und dann läutet das Handy. Immer mehr Menschen kennen diese Situation und immer öfter ist am anderen Ende der Leitung der Chef höchst persönlich mit einem Anliegen.
Viele Berufstätige sind bereits außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte erreichbar, immer mehr werden auch im Urlaub nicht verschont. Bei einer Umfrage von lastminute.de stellte sich nun bereits im dritten Jahr in Folge heraus, dass für immer mehr Urlauber die Erholung dank der modernen Kommunikationsmittel Handy, Laptop und Internet zu kurz kommt.
Dabei ist es für viele scheinbar schon völlig normal, auch während des Urlaubs immer verfügbar zu sein. Mehr als jeder zweite, nämlich 53 Prozent der 1.100 Befragten, investiert auch während des Urlaubs Zeit in die Arbeit. Noch im vergangenen Jahr waren es nur 34 Prozent.
Ein Viertel aller Urlauber verbringen täglich mehrere Minuten oder sogar Stunden mit ihrem Job. Unregelmäßig bzw. nach Bedarf arbeiten 75 Prozent der Befragten während ihres Urlaubs. Auch die Zahl derer, die früher weniger Zeit mit Arbeit im Urlaub verbracht haben, sinkt. Dafür steigt das Verständnis bei den Partnern, die dieses Situation zunehmend als normal empfinden und akzeptieren. Nur für 20 Prozent der Befragten artet diese „Urlaubsbeschäftigung“ in Streit aus.
Die Arbeitgeber setzen die ständige Erreichbarkeit immer mehr voraus. 2009 waren noch acht Prozent der Vorgesetzten der Ansicht, dass Mitarbeiter auch im Urlaub erreichbar sein müssten, 2010 waren es bereits 19 Prozent. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Erholung und 61 Prozent sind der Meinung, dass sie sich im Urlaub nicht erholen können, wenn ständig E-Mails abgerufen oder Telefonate beantwortet werden müssen. Allerdings ist die Anzahl derer, die dies als nicht erholsam empfinden, im Sinken begriffen.
Und scheinbar nimmt man es auch mit der Abgrenzung von Berufs- und Privatleben nicht mehr ganz so genau. Würde nämlich der oder die Vorgesetzte im gleichen Hotel am Urlaubsort auftauchen, würden laut Umfrage nur sieben Prozent das Hotel wechseln. Von jenen, die trotzdem bleiben würden, würden sich sogar nur 47 Prozent durch die Anwesenheit des Chefs oder der Chefin gestört fühlen.
(Der Standard.at, 07.06.2010)