Die stationären Leistungen würden deshalb bis Jahresende im Traumazentrum Meidling und im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien erbracht. Eine Erstuntersuchungsambulanz für selbst kommende Patientinnen und Patienten bleibe in Brigittenau bestehen.
Beschlüsse völlig unerwartet
Nach derzeitigem Informationsstand kam dieser Beschluss der Ärztekammer zufolge allerdings „völlig unerwartet“. Sogar die Stadtpolitik sei in die Beschlüsse nicht eingebunden gewesen. Laut dem Wiener Fachgruppenvertreter der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Heinz Brenner, wurde am Montag bis 11.00 Uhr tatsächlich keine der 17 geplanten Operationen mehr durchgeführt.
Das Personal des Spitals, das ebenfalls überrascht wurde, hielt am Montagvormittag eine Betriebsversammlung ab. „Die Ärztinnen und Ärzte wollen weiter arbeiten, sie wollen weiter den Menschen helfen“, sagte Brenner der APA. Für Manfred Rabensteiner, Betriebsrat im Traumazentrum Brigittenau, ist nun „alles zu hinterfragen“, wie er in „Wien heute“ sagte: „Das Vertrauen in die Generaldirektion der AUVA ist – in die Führung der AUVA, nicht in die AUVA selbst – ist enden wollend.“ Am Mittwoch findet vor dem Traumazentrum eine weitere Betriebsversammlung statt.
Hacker: Gespräche mit AKH
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) versuchte am Montag am Rande einer Pressekonferenz, Klarheit in die etwas verworrene Lage zu bringen: Vor der Schließung des Spitals habe es sehr wohl Gespräche mit dem AKH gegeben, dieses habe angeboten, der AUVA freistehende OP-Säle zur Verfügung zu stellen. Geplant sei nun, dass die Teams des Lorenz-Böhler-Spitals „eins zu eins“ diese Räumlichkeiten für ihre Operationen nutzen, aber nicht ihren Arbeitgeber wechseln. Deshalb sei auch die MedUni nicht eingebunden gewesen, da sie als Dienstgeber der Ärzte im AKH von den Plänen nicht betroffen ist.
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sah eine „suboptimale Kommunikation“. Sein Ministerium hätte den Beschluss aber nicht verhindern können, da es als Aufsichtsratsbehörde lediglich überprüfen kann, ob ein Beschluss etwa der Rechts- oder Zweckmäßigkeit entspricht.
MedUni zu spät informiert
Auch das AKH, das nun einen Teil der Operationen übernehmen soll, wurde „erst vor wenigen Tagen informiert“, wie Markus Grimm, Leiter der Abteilung Recht der MedUni Wien, des alleinigen Dienstgebers des ärztlichen Personals im AKH, der APA sagte. Bemerkenswert sei zudem, dass die Brandschutzprobleme, wegen derer das Spital nun geschlossen wird, bereits seit 2014 bekannt waren. Das AKH soll offenbar nicht nur Operationen, sondern auch Teile des medizinischen Personals übernehmen, was gehörige arbeitsrechtliche Probleme mit sich bringt.
Offen sind dienstrechtliche, formal-organisatorische Fragen sowie die Themen Leitungsfunktionen und Zusammenarbeit. Grimm betonte, dass für ein geordnetes Vorgehen eine Vorlaufzeit von „mehreren Monaten notwendig gewesen wäre“. Im AKH war auch noch nicht klar, wie es die zusätzlichen Operationen stemmen soll, da es selbst unter einem eklatanten Pflegekräftemangel leide. Dieser dürfe durch die Beschlüsse der AUVA jedenfalls „nicht weiter verschlechtert werden“, wie es hieß.
Herwig Wetzlinger, Direktor des AKH, meinte dagegen in einer Aussendung, dass Vertreter der MedUni „bei allen diesbezüglichen Besprechungen anwesend und selbstverständlich eingebunden“ sind.
Ärztekammer fordert runden Tisch
Die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärztinnen und Ärzte der Ärztekammer für Wien, Natalja Haninger-Vacariu, warnte ebenfalls davor, die Schließung des Spitals ohne Klärung aller offener Fragen durchzuziehen.
Dem Ärztekammer-Präsidenten und der Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärztinnen und Ärzte der Ärztekammer zufolge brauche es zur Klärung der offenen Fragen einen runden Tisch unter Leitung von Bürgermeister Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Bis dahin solle die Trägerorganisation von der Umsetzung etwaiger Schließungs- und Übersiedelungspläne Abstand nehmen.
Missmanagement der AUVA
Die aktuelle Berichterstattung zur Causa Lorenz-Böhler-Krankenhaus legt laut Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer, ein Missmanagement der AUVA als Trägerin des Spitals nahe. „Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus ist im Bereich der unfallchirurgischen Versorgung ein zentrales Haus. Eine Schließung desselben muss wohlüberlegt und strategisch vorbereitet sein. Nach derzeitigem Informationsstand scheint das aber überhaupt nicht der Fall zu sein. Auch die Stadtpolitik ist laut eigenen Angaben von den Plänen zur Schließung des Spitals überrascht worden, was nicht hinnehmbar ist“, sagte der Ärztekammer-Präsident.
(Information gesehen auf orf.at, 04.03.2024)