2015: Die Krankenstandsdauer ist wieder gesunken!
Die durchschnittliche Krankenstandsdauer bei den Erwerbstätigen ist 2015 wieder gesunken, die Zahl der Krankenstandstage pro Arbeitnehmer/-in bleibt konstant niedrig.
Aus den aktuellen Zahlen der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse wird klar ersichtlich, dass die Beschäftigten sehr sorgsam mit Krankmeldungen umgehen.
Das ständige Gerede von „Krankenstandsmissbrauch“ sei absurd, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Es ist eher zu befürchten, dass viele Menschen nach einer Krankheit zu rasch wieder arbeiten gehen und dadurch ihre Gesundheit gefährden.“
Krankenstände: nur mehr 8,9 Tage pro Jahr
Im Jahr 2014 dauerte ein durchschnittlicher Krankenstand noch 9,2 Kalendertage, 2015 waren es nur noch 8,9. Die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage pro Arbeitnehmer/-in betrug 2014 genau 12,6 Tage und dürfte 2015 – wegen einer Grippewelle – minimal angestiegen sein (die genaue Zahl wurde vom Hauptverband noch nicht freigegeben). Zum Vergleich: Im Jahr 1999 waren die oberösterreichischen Erwerbstätigen im Schnitt noch 15,7 Tage im Krankenstand.
Viele Gesunde, einige Schwerkranke
Auffallend ist die sehr unterschiedliche Verteilung der Krankenstände. Mehr als ein Drittel (rund 35 Prozent) der Beschäftigten geht das ganze Jahr nicht einen einzigen Tag in den Krankenstand. Auf der anderen Seite gibt es fünf Prozent schwer und chronisch Kranke, auf sie entfällt die Hälfte der Krankenstände.
Erschreckend ist die Entwicklung bei den Arbeitslosen, sie sind deutlich länger krank. Während ein Krankenstand bei den Beschäftigten 2015 im Schnitt 8,9 Tage dauerte, waren es bei den Arbeitslosen 16 Tage. Was einerseits darauf hinweist, dass krankheitsbedingt eingeschränkte Menschen schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, andererseits aber auch darauf, dass Arbeitslosigkeit, Existenzangst und Perspektivenlosigkeit krank machen.
Stress löst Krankenheiten der Psyche aus
Der Österreichische Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt, dass sich 64 Prozent der Arbeitnehmer/-innen im Job gestresst fühlen. Da erscheint es wenig verwunderlich, dass sich die Zahl der Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen von 2005 (8.994 Krankenstände) bis 2015 (19.826 Krankenstände) mehr als verdoppelt hat. Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen dauern besonders lang. Sie machen 2,5 Prozent der Fälle aus, bei den Krankenstandstagen haben sie jedoch einen Anteil von 10 Prozent.
„Diese langen Ausfallzeiten wären vielfach zu verhindern, wenn mehr auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten im Betrieb geachtet würde“, sagt AK-Präsident Kalliauer. Übrigens ist nicht nur hoher Zeitdruck, sondern auch fehlende Autonomie ein Krankmacher. Beschäftigte mit hohem Spielraum, was Arbeitsabläufe oder Arbeitstempo betrifft, sind mehreren Studien zufolge weniger oft krank.
Arbeitnehmer oft krank in der Arbeit
„Blaumachen“ ist jedenfalls nicht das Problem, im Gegenteil: Laut Arbeitsklima Index sind 34 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in den letzten sechs Monaten krank zur Arbeit gegangen – aus Pflichtgefühl den Kolleginnen und Kollegen gegenüber, weil sie keine Vertretung haben, weil die Arbeit sonst liegen bleiben würde oder schlicht aus Angst um den Arbeitsplatz.
Besonders erschreckend: Durch arbeitsbedingte Krebserkrankungen sterben zehnmal mehr Menschen als durch Arbeitsunfälle. „Da müssen die Gesetze rasch an neue Erkenntnisse zu krebserregenden Substanzen angepasst werden“, fordert Kalliauer. Weitere Forderungen der AK sind unter anderem:
- mehr Ressourcen für die Arbeitsinspektorate für effiziente Kontrollen und Beratungen
- wirksame Strafen, wenn krankmachende Arbeitsbedingungen nicht abgestellt werden
- die Evaluierung psychischer und physischer Belastungen ernst nehmen
- mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Betriebsräte/-innen bei Gesundheitsschutz und Personalbemessung
- Kündigungsschutz im Krankenstand
(Information der AK OÖ., 19.04.2016)