Ältere sind seltener, aber länger krank – AK fordert alternsgerechte Arbeitsplätze
Ein Blick auf die Krankenstandszahlen nach Altersgruppen zeigt: Ältere Beschäftigte sind länger krank – jüngere dafür öfter.
Deshalb müssen die Betriebe für alternsgerechte Arbeitsplätze sorgen. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist mindestens so wichtig wie individuelles Gesundheitsverhalten.
„Ältere Mitarbeiter können in Zukunft nicht mehr einfach durch junge ausgetauscht werden. Es braucht dringend Maßnahmen, um die Betriebe „demografie-fit“ zu machen“, verlangt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Die aktuellen Zahlen der OÖ. Gebietskrankenkasse zeigen, dass Arbeitnehmer/-innen bis 24 Jahre wegen Krankheit oder eines Unfalls häufiger beruflich ausfallen als ihre älteren Kollegen/-innen. Letztere sind aber länger krank als die jüngeren Arbeitnehmer/-innen. Während bei den Beschäftigten unter 25 Jahren ein Krankenstandsfall durchschnittlich 5,4 Tage dauert, sind die 60- bis 64-Jährigen pro Krankenstand mehr als drei Mal so lange – 18,3 Tage – arbeitsunfähig.
In einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren kam es hier kaum zu einer Veränderung. Jeder verhinderte Krankenstand bei Älteren würde sich also auch für den Betrieb rentieren.
Arbeit und Alter positiv verbinden
Ältere Mitarbeiter/-innen empfinden Arbeiten unter Zeitdruck deutlich belastender. Vor allem, weil sie hier keine Chance haben, die große Erfahrung, die sie bereits haben, einzubringen. Ältere arbeiten genauer und können sicherere Entscheidungen treffen. Wenn Schnelligkeit das einzige Leistungskriterium ist, können diese wertvollen Ressourcen nicht wirksam werden. Hier muss dringend ein kultureller Wertewandel einsetzen – es geht um Altersgewöhnung. Hinsichtlich des demografischen Wandels steht die Gesellschaft vor der unabwendbaren Herausforderung, Arbeit und Alter in positiver Form miteinander zu verbinden.
Ab 2020 wird in Österreich die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen erstmals den größten Anteil der Personen im Erwerbsalter darstellen. Alternsgerechte Arbeitsplätze müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse von jungen und älteren Beschäftigten berücksichtigen, damit Ältere und Jüngere Arbeitsbedingungen vorfinden, die ihnen ein gesundes Altern ermöglichen. Gesundheit ist abhängig von guten Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten sollen natürlich auch selbst auf gesundheitsförderliches Verhalten achten. Aber Studien haben klar gemacht, dass dieses Verhalten für die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit bei weitem nicht die positiven Folgen hat wie z.B. verbessertes Führungsverhalten im Betrieb.
Gute Arbeitsbedingungen schaffen
Entsprechend gute psychische und körperliche Arbeitsbedingungen ermöglichen es den Beschäftigten, gesund und damit länger zu arbeiten. Besonders alternsgerechte Arbeitsplätze würden einen Rückgang der Langzeitkrankenstände bei älteren Arbeitnehmern/-innen bedeuten. Notwendige Maßnahmen wie gesündere Arbeitszeitgestaltung, Personalaufstockung, kompetenz- und ressourcengerechter Einsatz oder eine bessere Führungskultur werden viel zu selten umgesetzt. Stattdessen wird weiter Personal eingespart und wird der Druck ständig erhöht.
Bonus-Malus-System längst überfällig
Um die Fehlzeiten aufgrund von Muskel-Skelett- und psychischen Erkrankungen zu reduzieren, ist wesentlich mehr Prävention in den Betrieben notwendig. Außerdem ist ein Bonus-Malus-System längst überfällig. „Wenn Unternehmen älteren Beschäftigten keine geeigneten Arbeitsplätze anbieten und krank machende Arbeitsbedingungen nicht abstellen, müssen sie dafür finanziell zur Rechenschaft gezogen werden“, betont AK-Präsident Kalliauer.
Es geht nicht darum, eine olympiareife Belegschaft für einen entscheidenden Augenblick zu haben, sondern eine durchhaltestarke Mannschaft für den Langstreckenlauf. „Was für Maschinen selbstverständlich ist, sollte es auch für Menschen sein: Sie müssen gewartet und gepflegt werden. Betriebe werden den demografischen Wandel nur bewältigen, wenn sie ältere Beschäftigte als wichtige Ressourcenbringer verstehen“, stellt Kalliauer fest.
(Information der AK OÖ., 18.07.2014)