Der Druck auf Kranke steigt: 40 % auch krank zur Arbeit
Gerade in der kalten Jahreszeit kommen viele Beschäftigte trotz Halsschmerzen, Fiebers und Co. in die Arbeit. Gründe sind meist eine fehlende Vertretung und Angst um den Job.
Die negativen Langzeitfolgen sind enorm.
Wiederholte Anfeindungen gegenüber krankgeschriebenen Beschäftigten, die des „Blaumachens“ beschuldigt werden, Kündigungen und Drängen zur einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses im Krankenstand: Der Druck auf kranke Beschäftigte steigt.
Angst um den Job steigt
Laut Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer OÖ. gehen vier von zehn Beschäftigten auch dann arbeiten, wenn sie besser zum Auskurieren im Bett geblieben wären. Das Phänomen, krank zur Arbeit zu gehen, wird in der Wissenschaft Präsentismus genannt. 15 Prozent der Beschäftigten tun dies aus Angst vor Konsequenzen wie Kündigung des Arbeitsverhältnisses im Krankenstand.
Raubbau am Körper, Schaden für Firma
Fragwürdige Anreizsysteme wie Gutscheine für Kollegen/innen, die das ganze Jahr nicht in Krankenstand sind, begünstigen ebenfalls das Phänomen Präsentismus. Doch Firmen wären gut beraten, ihr Augenmerk verstärkt auf die negativen Langzeitfolgen von Präsentismus zu legen, anstatt auf Fehlzeiten der Beschäftigten herumzureiten – zumal diese ohnehin konstant niedrig sind.
Kurieren sich kranke Beschäftigte nicht aus, kann ihr Krankheitsbild chronisch werden – ein späterer langer Ausfall droht. Aktuelle Studien zum Thema Präsentismus zeigen, dass Anwesenheit im Job trotz Krankheit nicht nur Raubbau an der eigenen Gesundheit ist. Auf lange Sicht schadet er auch den Betrieben mehr als er ihnen auf kurze Sicht zu nutzen scheint. Denn kranke Beschäftigte können nicht die volle Arbeitsqualität bringen, machen mehr Fehler und haben öfter Arbeitsunfälle. Das sollten Unternehmen bedenken, anstatt Druck auf Kranke auszuüben.
Fact-Box:
- Im Durchschnitt waren die Beschäftigten in Oberösterreich 2012 nur 13,2 Kalendertage (9,5 Arbeitstage) krankgeschrieben.
- Die Hälfte aller Krankenstandstage entfiel auf nur fünf Prozent der Versicherten – also auf chronisch Kranke oder Schwerverletzte.
- Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Oberösterreich war 2012 gar nicht im Krankenstand.
- Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren fast verdreifacht – von rund 270.000 auf rund 750.000 Krankenstandstage im Jahr.
- 60 Prozent aller Arbeitnehmer/-innen, die krank zur Arbeit gehen, tun dies aus Pflichtgefühl gegenüber Kollegen/-innen.
(Information gesehen im AK-Report, Februar 2014)