AUVA will einheitliches Begriffsverständnis in Gesundheitswelt schaffen
Obfrau Römer: „Um uns besser abzustimmen, müssen wir uns zuerst einigen, worüber wir sprechen“
Die AUVA will ein einheitliches Begriffsverständnis für „Prävention“ und „Gesundheitsförderung“ schaffen. Dazu lädt sie alle wichtigen Stakeholder der heimischen Gesundheitswelt zu ihren Gesprächen nach Alpbach.
In Österreich werden nur rund 1,8 Prozent des Gesundheitsbudgets (knapp unter 500 Millionen Euro) für Prävention aufgewendet. In der aktuellen Gesundheitsreform sollen nun weitere 150 Millionen Euro über zehn Jahre hinzukommen.
„Doch bevor wir dieses Geld in die Hand nehmen, ist es wichtig, die Begriffe zu klären“, sagt die Obfrau der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Renate Römer. Um ein gemeinsames Verständnis für Prävention und Gesundheitsförderung zu schaffen und sich auf eine einheitliche Verwendung der Begriffe zu einigen, lädt die AUVA zu ihrer Veranstaltungsreihe „Präventions-Charta Österreich“ ein. Im Rahmen der Gesundheitsgespräche von Alpbach sollen sich dabei die wichtigsten Stakeholder der Gesundheitswelt – Sozialversicherungen, Sozialpartner, Ministerien, Bund und Länder und andere – auf ein gemeinsames Sprachverständnis einigen.
„Wir wollen nicht über Zuständigkeiten sprechen“, so Römer, „sondern mithelfen, dass sich die einzelnen Organisationen besser untereinander abstimmen.“ Unterstützt wird die Obfrau der AUVA dabei von der Vorsitzenden der Trägerkonferenz und Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), Ingrid Reischl: „Es ist sehr zu begrüßen, dass die AUVA diesen Prozess startet. In diesem Zusammenhang ist besonders wichtig, dass Prävention und Gesundheitsförderung als integrativer Prozess verstanden wird, der auch Kuration bzw. Therapie, Rehabilitation und Pflege miteinbezieht.“
Gemeinsamen Nenner finden
In diesem Zusammenhang führt Reischl ein aktuelles Beispiel aus Oberösterreich an: „Im AKH Linz werden Langsam-Lauf-Aktivitäten für Krebspatientinnen und -patienten gemeinsam mit den betreuenden Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegepersonal organisiert. Die mäßige Bewegung macht nicht nur den Körper stärker, sondern verbessert auch das Erleben sowie die psychosoziale Situation der Betroffenen.“
Was die nun gestarteten Gespräche angeht, so zeigt sich Reischl zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit ein gemeinsamer Nenner gefunden wird und betont: „Obwohl alle Sozialversicherungsträger ihre Angebote ausbauen – so sind etwa bei der WGKK zusätzlich zur betrieblichen Gesundheitsförderung und dem schulischen Bereich das Projekt „Richtig essen von Anfang an“ und die Zahngesundheitsförderung hinzugekommen – braucht niemand Angst vor Überversorgung haben. Die Ausgaben für Gesundheitsvorsorge und Prävention sind hierzulande nämlich sehr gering.“
Auch SVA und PVA für mehr Prävention
Auch die Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) unterstützt das Vorhaben ihrer Schwesternorganisation: „Ich freue mich über diese Initiative der AUVA. Damit setzen wir gemeinsam ein klares Signal für mehr Prävention“, so Peter McDonald, geschäftsführender Obmann der SVA. „Der Schlüssel zu mehr Gesundheit liegt in gezielter Prävention“, weiß man in der Sozialversicherung der Selbständigen und hat bereits vergangenes Jahr das Vorsorgemodell „Selbständig Gesund“ gestartet – ganz nach dem Motto „Vorsorgen statt heilen“.
Manfred Felix, Obmann der Pensionsversicherungsanstalt, freut sich ebenfalls über die Initiative: „Die Pensionsversicherungsanstalt unterstützt jedenfalls die Initiative von Obfrau Römer. Ein gemeinsames Begriffsverständnis am Beginn eines Reformprozesses ist notwendig, damit alle Beteiligten in dieselbe Richtung gehen und die Hebel an derselben Stelle ansetzen. Zumal nehmen „Prävention“ und „Gesundheitsvorsorge“ auch einen immer höheren Stellenwert in der Pensionsversicherung ein. Unser Bestreben ist schließlich, die Zahl jener Personen, die krankheitsbedingt frühzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden, zu senken. Dafür müssen wir schon weit vor dem Antrag auf Pension bzw. Rehabilitation, nämlich im Bereich der Gesundheitsvorsorge, ansetzen.“
(APA, 17. 08. 2013)
Die AUVA in Alpbach
Die Veranstaltungssäle waren bis auf den letzten Platz gefüllt, das Interesse der Stakeholder in der Gesundheitswelt und ihr Engagement bei der Mitarbeit waren enorm: seit Sonntagabend hat Österreichs politische Gesundheitslandschaft ein gemeinsames Verständnis der Begriffe Prävention und Gesundheitsförderung. Im Rahmen der Veranstaltung „Präventions-Charta Österreich“ lud die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA ein, bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen an diesem Verständnis zu arbeiten. „Sozialversicherung, Bund, Länder und die Wirtschaft haben teilgenommen und unisono festgestellt, dass es höchste Zeit für unsere Initiative gewesen ist“, sagt die Obfrau der AUVA, Renate Römer. „Wir haben uns auf dieses Begriffsverständnis gemeinsam geeinigt, es ist ein großer Erfolg für die Österreicherinnen und Österreicher“, freut sich Römer.
Das Begriffsverständnis soll als Zusatz zur Gesundheitsreform dienen, in der zusätzlich 150 Millionen Euro für Prävention budgetiert wurden. Ziel ist dabei, dass die Österreicherinnen und Österreicher mehr Jahre in Gesundheit vor sich haben. Laut offiziellen Statistiken der OECD verbringen wir durchschnittlich 20 Jahre in Krankheit und liegen damit im letzten Drittel der EU.
„Damit wir länger gesund bleiben, war es so wichtig, dass wir uns zuerst einigen, über was wir sprechen“, sagt Obfrau Römer. „Dann können wir unsere Aktivitäten in der Prävention abstimmen und noch effizienter werden.“
Das Begriffsverständnis dient jetzt als Basis für die weiteren Aktivitäten, welche die AUVA ebenfalls zusammen mit den wichtigen Stakeholdern in der Gesundheitswelt vorantreiben will. So soll jetzt erst einmal unter dem Titel Präventionslandkarte ein Ist-Stand der Präventionsaktivitäten erhoben werden: „Wir müssen wissen, wer bisher welche Aktivitäten setzt“, sagt Römer. „Dann können wir Doppelgleisigkeiten vermeiden und Best-Practice-Beispiele ausbreiten.“
Im Sommer 2014 wird diese Präventionslandkarte in Alpbach finalisiert und die weiteren Schritte für eine abgestimmte Prävention beschlossen. Dabei sollen auch gemeinsame Ziele erarbeitet und bis 2020 stufenweise umgesetzt werden.
Mehr Kommunikation gefordert
Neben dem Erfolg des gemeinsamen Begriffsverständnisses wurden im Rahmen der AUVA Veranstaltungen auch Handlungsbereiche identifiziert, in denen großer Nachholbedarf besteht. Der wichtigste Bereich, so stellten die Teilnehmer übereinstimmend fest, ist die Kommunikation mit den Menschen, zielgruppenspezifisch und verständlich, die dringend verbessert werden muss.
(Information gesehen auf www.auva.at)