Zufriedenheit mit dem Chef hält gesund!
Österreichs Arbeitnehmer waren im Vorjahr öfter krank. Durchschnittlich befanden sie sich 13,2 Tage im Krankenstand, 2010 waren es 12,9 Tage gewesen. Weitere Erkenntnisse des Fehlzeitenreports: Frauen sind häufiger krank als Männer, öffentlich Bedienstete bleiben der Arbeit öfter fern als Arbeiter und Angestellte – und Zufriedenheit mit dem Chef hält gesund.
Schwerpunktthema des am Mittwoch vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger präsentierten Fehlzeitenreports war, wie sich die Bedingungen am Arbeitsplatz auf die Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken. Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) kommt dabei anhand österreichischer und EU-Daten zum Schluss, dass vor allem Zufriedenheit mit dem Führungsstil, dem Ausmaß an sozialer Unterstützung durch das Arbeitsumfeld und mit den Mitsprachemöglichkeiten positive Auswirkungen haben. Weniger bedeutend ist der jeweilige Entscheidungsspielraum.
Konkret ergab eine EU-Untersuchung etwa, dass in Europa Mitarbeiter, die über die Qualität der Führung im Unternehmen negativ urteilen, im Jahr etwa 2,5 Tage mehr im Krankenstand sind als jene, die ihre Führungskräfte als gut bewerten. Dabei sind rund drei Viertel aller Arbeitnehmer mit ihren Vorgesetzten zufrieden.
Langfristig starker Rückgang
Allzu dramatisch war der Anstieg bei den Krankenstandstagen von 2010 auf 2011 nicht. Denn im Vergleich zu früheren Jahren ist der Wert noch immer niedrig. So fielen etwa 1980 noch 17,4 Krankenstandstage pro Kopf an, was einer Krankenstandsquote von 4,8 Prozent entsprach. 2011 betrug der Verlust an Jahresarbeitstagen nur 3,6 Prozent. Dass es überhaupt zu einem Anstieg kam, könnte laut Bericht auf eine ungewöhnlich starke Grippewelle zurückzuführen sein: Besonders im Jänner und Februar habe es viele Krankenständen gegeben.
Der langjährige Trend zu einer Verkürzung der Dauer der Krankenstandsfälle setzte sich 2011 ungebrochen fort. 35 Prozent waren Kurzkrankenstände von ein bis drei Tagen. Diese Entwicklung hatte in der Vergangenheit für Forderungen – etwa des ÖVP-Wirtschaftsbundes – gesorgt, den ersten Krankheitstag nicht mehr zu bezahlen.
Weniger Arbeitsunfälle
Geändert hat sich das Bild der Krankenstände. Während die Arbeitsunfälle und damit Verletzungen in den vergangenen Jahren zurückgingen, stieg der Anteil der Atemwegserkrankungen. 2011 ging schon jeder fünfte Krankenstandstag auf diese Diagnose zurück. Geprägt ist die Statistik von Krankheiten des Skeletts, der Muskeln, des Bindegewebes und der oberen Atemwege, die zusammen knapp 40 Prozent aller Krankenstandstage ausmachen.
Psychische Erkrankungen
Auch psychische Erkrankungen sind weiter auf dem Vormarsch. Gegenläufig ist der Trend bei den Verletzungen durch Unfälle am Arbeitsplatz. Das Unfallrisiko war im Vorjahr nur noch halb so groß wie Mitte der 1990er Jahre. Für die Obfrau der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), Renate Römer, ist das ein Beweis dafür, dass Präventionsmaßnahmen deutliche Wirkung zeigen.
Niederösterreicher öfter krank
Trotzdem sind Arbeiter noch deutlich öfter im Krankenstand als Angestellte, nämlich im Verhältnis 16,5 zu 10,5 Tage. Allerdings schließt sich die Schere langsam. Bundesbeamte wiederum fehlen besonders oft. Schließt man Kurzkrankenstände aus, hatten öffentlich Bedienstete des Bundes im Jahr 2010 eine um sieben Prozent höhere Krankenstandsquote als Arbeiter und Angestellte zusammen.
Nicht allzu groß ist der Abstand zwischen Männern und Frauen, wobei Letztere 13,5 Tage dem Job fernblieben, Männer 12,9 Tage. Erstaunlich sind die regionalen Unterschiede. In Salzburg ist ein Beschäftigter durchschnittlich 10,4 Tage krank, im Bereich der niederösterreichischen Krankenkasse dagegen 14,9 Tage.
(Information gesehen auf orf.at., 25.10.2012)