41 Prozent der Arbeitnehmer gehen auch krank zur Arbeit

Krankenstand

Die Wirtschaftskammer behauptet, immer mehr Krankenstände würden von Arbeitnehmern/-innen durch eigenes Fehlverhalten mitverursacht oder bewusst missbräuchlich in Anspruch genommen. „In Wahrheit ist es umgekehrt“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Immer mehr Menschen gehen krank zur Arbeit, weil sie Angst vor Konsequenzen haben.“

Der Österreichische Arbeitsgesundheitsmonitor, eine repräsentative wissenschaftliche Befragung österreichischer Arbeitnehmer/-innen im Auftrag der AK OÖ., liefert objektive Daten zum Thema Arbeit und Gesundheit. Erschreckende 41 Prozent der Arbeitnehmer/-innen geben an, dass sie auch krank zur Arbeit geben.

Druck auf kranke Arbeitnehmer
Dass Menschen gesund bleiben oder in Ruhe gesund werden können, ist auch eine Frage der Führungsqualität eines Chefs. Arbeitnehmer/-innen, die sich durch ihre Vorgesetzten belastet fühlen, gehen signifikant häufiger trotz Krankheit arbeiten und müssen dennoch deutlich öfter in den Krankenstand gehen.

Druck auf Kranke auszuüben, sodass sie krank zur Arbeit gehen, ist völlig kontraproduktiv. Denn es bedeutet, dass die Krankheit dann meist schlimmer oder gar chronisch wird. Angstmacherei durch die Unterstellung des Krankenstandmissbrauchs erzeugt also genau das Gegenteil – nämlich schlussendlich längere Krankenstände aufgrund weniger gesunder Arbeitnehmer/-innen.

Zahl der Krankenstände auf Niveau von 2009
Krank werden Arbeitnehmer/-innen aus unterschiedlichsten Gründen, oft aber auf Grund ihrer Arbeitsbedingungen. So klagen etwa 59 Prozent aller Arbeitnehmer/-innen über Rückenschmerzen, 57 Prozent führen dies auf ihre Arbeit zurück. Bei über 50-Jährigen sind es sogar 71 Prozent und 60 Prozent davon führen es auf die Arbeit zurück. Auch Muskelverspannungen im Nacken und Schulterbereich, Erschöpfung, Kopfschmerzen/Migräne und Schlafstörungen werden von sehr vielen Arbeitnehmern/-innen auf arbeitsbedingte Belastungen zurückgeführt.

Die Wirtschaftskammer behauptet auch, es gäbe einen „beträchtlichen Anstieg“ der Krankenstände. Dafür gibt es keinerlei Belege. Laut Auskunft der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse blieb die Summe der Krankenstandstage im Vorjahr nach vorläufigen Schätzungen ziemlich genau auf dem Niveau von 2009.

Die AK fordert daher: 

  • Schluss mit Unterstellungen und Angstmacherei – das bringt Menschen nur dazu, krank zur Arbeit zu gehen.
  • Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, sowohl die psychischen als auch die körperlichen Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass Arbeit weniger krank macht.
  • Keine Kündigungen im Krankenstand.
  • Keine Einschränkungen bei Entgeltfortzahlung/Krankengeld.
  • Einen Führungsstil in den Unternehmen, der dazu beiträgt, dass Menschen gesund bleiben und Erkrankte in Ruhe gesund werden können.

(Information der AK OÖ., 21.01.2011)

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