Seelisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz
Die meisten Menschen verbringen etwa die Hälfte ihres Erwachsenenlebens am Arbeitsplatz. Wir brauchen Arbeit nicht nur, um ein ökonomisch abgesichertes Leben zu führen. Arbeit kann dem Leben auch Ziel und Sinn geben und Befriedigung und Erfolgserlebnisse bringen.
Wenn Arbeit krank macht
Arbeitsbedingungen können unter bestimmten Bedingungen auch krank machen. Früher standen in der Arbeitswelt körperliche Belastungen im Mittelpunkt, heute sind es immer häufiger psychische Belastungen. Am häufigsten leiden ArbeitnehmerInnen unter Zeitdruck, vielen Überstunden, Über- oder Unterforderung, Lärm, wider-sprüchlichen Anweisungen, unklaren Aufgabenzuteilungen, Mobbing, Bossing, usw. …
Mangelnde Anerkennung, unrealistische und unklare Rollenbeschreibungen, ständige Überforderung oder wenig kooperative KollegInnen können dem seelischen Wohlbefinden am Arbeitsplatz ebenso zusetzen wie eine unangenehme, konfliktreiche Betriebskultur. Auch Belastungen wie Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, vor KollegInnen und Vorgesetzten können zu Störungen des seelischen Gleichgewichts führen.
Motivation oder Belastung?
Dabei müssen Belastungen nicht in jedem Fall krank machend sein. Sie können auch die Motivation und Leistungsfähigkeit steigern. Ob sie allerdings zum Problem und zum Störfaktor für Ihr seelisches Wohlbefinden werden, hängt von vielen Dingen ab: Unter anderem von Ihrer persönlichen Belastbarkeit, von der Dauer der Belastung, aber auch vom generellen Klima, in dem Sie arbeiten. Auch die private Situation kann einen Einfluss auf die seelische Befindlichkeit im Job haben: Einerseits kann ein erfülltes Privatleben beruflichen Stress abfangen, andererseits sind es oft Beziehungs- oder Familienprobleme, die zum Auslöser von Krisen oder zum Verstärker beruflicher Probleme werden.
Wie bemerke ich Überbelastung?
Eine Reihe von Alarmsignalen können darauf hinweisen, dass die Arbeitsbelastung vom Erfolgs- und Motivationsfaktor zum Krankheitsfaktor kippt. Vermehrte Krankenstände, schon am Sonntag Sorge vor dem Arbeitsbeginn am Montag zu haben, Aufgaben liegen zu lassen, mehr Fehler und Irrtümer beim Erledigen der Aufgaben, aber auch eine insgesamt geringere Arbeitsleistung sowie Einschlaf- und Durchschlafstörungen sind typische Anzeichen. Diese oben angeführten Veränderungen sind ebenfalls Alarmsignale, dass Ihnen die Arbeit zunehmend zur Belastung statt zur Befriedigung wird. Und schließlich gibt es noch eine Reihe von körperlichen Anzeichen, die als Hilferuf verstanden werden sollten.
Checkliste: Verändertes Sozialverhalten
- Sind Sie zunehmend isoliert?
- Sind Sie reizbarer und haben Sie mehr Streit als früher?
- Können Sie sich kaum aufraffen, in Ihrer Freizeit etwas mit Familie oder Freunden zu unternehmen?
Was kann ich gegen krank machende Arbeitsbelastungen tun?
Jede/r Einzelne kann selbst einiges zur Vermeidung und Bewältigung von psychischen Arbeitsbelastungen beitragen: Unter anderem durch das Erlernen von Stressbewältigung und Zeitmanagement, gezielte Entspannungsübungen oder dadurch, dass man mit Ärger, Angst und Aggression anders umzugehen lernt. Eine wichtige Voraussetzung für all das ist es zunächst, sich Belastungen bewusst zu machen und die eigenen Energien optimal zu mobilisieren. Versuchen Sie in einem nächsten Schritt, Ihre belastende Arbeitssituation positiv zu verändern. Es kann aber auch sein, dass Sie gegen die krank machenden Strukturen im Job nicht ankönnen. Dann sollten Sie auch ernsthaft in Erwägung ziehen – wenn möglich – den Arbeitsplatz zu wechseln.
Was sollten Arbeitgeber tun?
Im Grunde sollte jeder Betrieb daran interessiert sein, übermäßige psychische Belastungen zu vermeiden oder zu verringern. Denn sie schädigen auf Dauer jedes Unternehmen, weil die Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen herabgesetzt wird und unter anderem die Kosten für Krankenstände und häufigen MitarbeiterInnenwechsel steigen. Deshalb ist es auch im Interesse vom Unternehmen, aktiv eine Betriebskultur zu fördern, die die Gesundheit fördert und nicht krank macht.
Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel Kommunikations- und Organisationsstrukturen verändern, Arbeitsabläufe und das Führungsverhalten stärken sowie AnsprechpartnerInnen für Konfliktsituationen im Betrieb nominieren und ausbilden. Wichtig ist es auch, für eine Übereinstimmung von gestellten Aufgaben und der Qualifikation der jeweiligen MitarbeiterInnen zu sorgen, Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten anzubieten und für den jeweiligen Aufgabenbereich angemessene Handlungs- und Entscheidungsspielräume zu schaffen.
(Artikel übernommen von: Fonds Gesundes Österreich: Seelische Gesundheit – Bewusst lebt besser)