Wertschätzung am Arbeitsplatz
Ein anerkennendes Wort vom Chef, ein nettes Lob von Kollegen und schon hellt sich der Tag auf, auch wenn’s draußen düster ist. Was in der Schulpädagogik schon lange gilt, dass nämlich Lob die Schüler zu besseren Leistungen motiviert, trifft auch auf das Arbeitsleben zu.
Respektvolle Zusammenarbeit fördert das Arbeitsklima
Das Verlangen nach Anerkennung ist ein tiefverwurzeltes Grundbedürfnis der menschlichen Natur. Wird uns von anderen Wertschätzung entgegen gebracht, fühlen wir uns als Individuum wahrgenommen und akzeptiert. Das tut der Seele gut, steigert unsere Einsatzbereitschaft und stärkt das Gefühl, „dazu zu gehören“.
In der Arbeits- und Berufswelt allerdings wird dieses Grundbedürfnis oft sträflich vernachlässigt und die Bedeutung der Wertschätzung häufig unterschätzt. Was nicht ohne Folgen bleibt. In europaweiten Studien fanden Verhaltensmediziner heraus, dass bei Menschen Stresshormone und Blutdruck deutlich erhöht sind, wenn sie für ihren Einsatz keine Anerkennung finden.
Überstunden und hohe Ansprüche im Beruf machen den meisten weniger aus als die Enttäuschung, für die eigene Leistung niemals gelobt zu werden. Bis zu 30 Prozent der Arbeitnehmer sind, so der Medizinsoziologe Johannes Siegrist, von einer „Belohnungskrise“ betroffen, die das Risiko für Herzerkrankungen und Depression verdoppelt und oft mitten in den Burnout führt.
Wertschätzende Anerkennung dient allen Beteiligten
Befragungen im Auftrag der deutschen Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) zum Thema „Was ist gute Arbeit?“ zeigten, dass zu den 20 für die Beschäftigten wichtigsten Aspekten gute Arbeitsplanung, Anerkennung und Wertschätzung am Arbeitsplatz sowie Förderung der fachlichen und beruflichen Entwicklung zählen.
Ob sich jemand bei seiner täglichen Arbeit wohl fühlt, hat nicht nur gesundheitliche Auswirkungen. „So jemand identifiziert sich stärker mit dem Unternehmen und steht dazu. Er bringt seine Ideen stärker ein und stützt eine positive Unternehmenskultur„, wie Monja Bedke von der Hamburger CULTURE & CO Unternehmens-Kultur-Beratung betont.
Basierend auf Interviews mit österreichischen Managern zeigen die Psychologin Elisabeth Zechmeister und der Organisationsberater Hubert Worliczek in ihrem neuen Buch „Berufsprinzip Mensch sein: Wie Wertschätzung zum Erfolg führt“ auf, dass gerade in krisenhaften Zeiten Wertschätzung und Achtung vor einander entscheidend für den Erfolg des Einzelnen wie des Unternehmens sind.
Wertschätzung gegenüber den anderen Beschäftigten kann jeder zeigen, an jedem Arbeitsplatz und unabhängig von Gehaltsklasse oder Hierarchieebene. Ein wertschätzendes Miteinander, das verbunden ist mit Respekt, Achtung, Wohlwollen und Anerkennung, kann sich in den verschiedensten Formen von der Gestaltung des Arbeitsplatzes bis zur Unternehmenskultur ausdrücken.
Testen Sie, wie es an Ihrem Arbeitsplatz um die gegenseitige Wertschätzung bestellt ist, und setzen Sie Zeichen. Dazu hilfreiche Tipps der Psychologin und Expertin für „Gesunde Führung“ Anne Katrin Matyssek:
Alarmsignale für mangelnde Wertschätzung unter Kollegen
• Der Morgengruß wird nur „in den Bart genuschelt“
• Die Waschräume oder die Teeküche sind verdreckt
• „Bitte“ und „Danke“ haben Seltenheitswert
• Betriebsfeste werden für überflüssig gehalten
• Jeder kümmert sich nur um den eigenen Aufgabenbereich
Tipps für mehr Wertschätzung unter Kollegen
• Lächeln verbessert das Wohlbefinden – auch Ihr eigenes!
• Wer seine Kollegen wirklich schätzt, achtet selbst auf Sauberkeit, auch in den Sozial- und Waschräumen.
• Sprechen Sie’s an, wenn Sie sich über jemanden geärgert haben. Der Respekt vor sich selbst (!) und vor dem anderen (!) gebietet es, Ärger nicht einfach runterzuschlucken.
• Äußern Sie Ihre Wertschätzung auch ausdrücklich, etwa mit Sätzen wie „Gut, dass Sie da sind! Wir haben hier ein Problem“ oder ähnliches.
Ein Betriebsklima, in dem offene und ehrliche Kommunikation möglich ist und die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Meinung im Unternehmen zählt, erhöht das Engagement und die Leistungsfähigkeit, die Beschäftigten sind belastbarer, produktiver und seltener beziehungsweise kürzer krank.
(Artikel übernommen von: Fonds Gesundes Österreich, 30.09.2009)